Die Kennerei-Bewertung



(Verkostung bei Glenmorangie, Juni 2015)
(Verkostung bei Glenmorangie, Juni 2015)

"Es gibt keinen schlechten Whisky!

Es gibt nur welche, die besser sind, als andere."

William Faulkner

Dem Satz von Faulkner möchte ich mich eigentlich anschließen und hinzufügen: der beste Whisky ist immer der, den ich gerade im Glas habe!

 

Trotzdem: obwohl ein und derselbe Whisky an verschiedenen Tagen anders schmeckt, habe ich manchmal das Bedürfnis, einen guten Tropfen so "objektiv" wie möglich zu beschreiben.

Sei es, um mich zu einem späteren Zeitpunkt besser daran erinnern zu können, oder um meinen Freunden und Mitgenießern einen Überblick zu geben, ob ein von mir als gut befundener Whisky auch für sie in Frage kommen könnte.

 

Die Schwierigkeit dabei ist eben das individuelle Erleben und der persönliche Geschmack jedes einzelnen. Viele Bewertungstabellen arbeiten mit sehr feingliedrigen Aromaunterscheidungen und einem 100-Punkte-System.

Das mag sehr tiefgehend sein, doch ich bin der Ansicht, dass in diesem Fall weniger mehr sein kann.

 

Gerade Einsteiger fühlen sich schnell überfordert und frustriert, wenn sie das Aroma einer bestimmten Frucht auf einer 100-Punkte-Skala einschätzen sollen.

Oder ist ein Lagavulin Destiller´s Edition nichts wert, weil der Probant keine rauchigen Whiskys mag und ihm deshalb in dieser Kategorie null Punkte gibt?

 

Auf der Internet-Seite von "Mac Malt" habe ich dann eine Tabelle gefunden, die genau meinen Vorstellungen entspricht und die ich, minimal angepasst, für meine eigenen Verkostungen und Vorstellungen verwende.

 

In nur drei Kategorien können je 10 Punkte vergeben werden, was in erster Linie die Güte und Qualität des Whiskys beschreibt. Damit können sowohl Einsteiger, als auch langgediente "Whiskynasen" etwas anfangen, und man bekommt schon eine Ahnung davon, was sich da in der Flasche befindet.

Viel Spaß beim Testen...



Die Hauptgruppen:

 

Bewerten sie in den Hauptgruppen das, was uns an einem Whisky fasziniert - die Aromen ("Nase"), den Geschmack und den Abgang.

Dabei kommt es weniger darauf an, alle Aromen und Geschmacksrichtungen möglichst genau zu benennen. Versuchen sie eher, ihren Gesamteindruck möglichst objektiv zusammen zu fassen. So bekommen sowohl erfahrene "Whiskynasen" als auch Einsteiger ein Gefühl für verschiedene Qualitäten eines Whiskys, unabhängig von persönlichen Vorlieben.

 

Auch ein sehr spezieller Whisky, der so gar nicht zu ihren eigenen Geschmacksvorlieben passt, kann ein Spitzenprodukt sein. Versuchen sie, so objektiv wie möglich zu bleiben und individuelle Abneigungen weitgehend auszublenden. Ein 18-jähriger Bowmore hat es beispielsweise nicht verdient, abgewatscht zu werden, nur weil er rauchig ist...

 

 

Die Nebengruppen:

 

Neben allen Aroma- und Geschmackseindrücken zählt auch beim Whiskygenuss das Gesamtpaket. Und natürlich trinkt "das Auge mit".

Wie ist der Whisky aufgemacht? Entspricht das, was ich sehe und in der Hand halte dem, was ich mir für den Preis davon erwartet habe?

 

Diese Fragen sind natürlich äußerst subjektiv und haben mit dem Whisky selbst nichts zu tun. Trotzdem beeinflussen sie unsere Wahrnehmung und sollten deshalb berücksichtigt werden.

 

Die hier aufgeführten Punkte stellen quasi die B-Note dar für äußere Erscheinung.

Nur beim Thema Farbe bin ich ziemlich unnachgiebig. Es gibt für mich keinen vernünftigen Grund, warum heute noch Whiskys gefärbt werden. Das Argument mit der einheitlichen Farbgebung größerer Chargen halte ich für vorgeschoben.

Gefärbte Whiskys bekommen daher grundsätzlich Punktabzüge in der Bewertung der Nebengruppen!

Auf die Hauptgtuppen hat das keine Auswirkung, da die Färbung nach allgemeiner Überzeugung keinen Einfluss auf Geschmack und Aromen hat.


Aroma- und Verkostungsräder (Nosing-/ Tastingwheels):

Aromaräder:

 

Obwohl alle schottischen Whiskys aus nur drei Zutaten - Wasser, Gerste, Hefe - hergestellt werden, lässt sich in jedem Malt eine Vielzahl verschiedenster Aromen entdecken.

Dabei helfen "Aromaräder", den jeweiligen Geruch, den man gerade in der Nase hat, einzuordnen und zu benennen.

 

Im Internet findet man verschiedene Ausführungen, die alle eine Gemeinsamkeit haben: sie gehen von einer kleinen Zahl an "Grundaromen" aus, die sich dann immer weiter verfeinern lassen.

Wichtig dabei ist, dass man solche Räder von innen nach außen liest. Man kann nur das benennen, was man auch kennt!

Es ist daher viel einfacher, zunächst aus ein paar wenigen, recht leicht zu definierenden Basisgerüchen den passenden auszuwählen und danach mehr und mehr die Feinheiten zu erkunden, als krampfhaft nach einer bestimmten Frucht zu forschen.

 

Wie schon zuvor erwähnt: nehmen sie sich die Zeit, ihren Whisky zu entdecken; er hat viel zu erzählen. Und ein Aromarad kann helfen, seine Sprache zu übersetzen...